Veröffentlicht am: 27. Mai 2022Von: Kategorien: PR

Die Wirkung von Sprache wird oft unterschätzt. Insbesondere in der Unternehmenskommunikation gilt es besonders bedacht mit Sprache umzugehen und einen sorgfältigen, ausgewählten Sprachgebrauch anzustreben. Aber wieso ist eine Unternehmenskommunikation ohne unbewusst rassistische Sprache und diskriminierende Strukturen so wichtig?

Sprache dient nicht nur zur einfachen Verständigung: Sie nimmt Einfluss auf unsere Gedanken und Vorstellungen und somit auch unsere wahrgenommene Wirklichkeit und wie wir anderen Menschen begegnen. Wie sensibel Sprache ist, wird in einer Studie aus dem Jahr 2015 von der Kognitionswissenschaftlerin Lera Boroditsky deutlich: Die Intention und Reaktion auf eine Situation können durch das Verwenden einzelner Begriffe unterschiedlich ausfallen. So haben schon kleine Begriffe einen großen Einfluss in der Sprache.

Es geht um viel mehr als nur das persönliche Be- und Empfinden, auch wenn Gegner:innen der Political Correctness dies gerne so darstellen.

Sprache ist zudem hochpolitisch:  Experimentelle psychologische Untersuchungen haben gezeigt, dass bei der Verwendung des generischen Maskulinums, Personen weniger gedanklich Frauen miteinbeziehen. Ein klassisches Beispiel ist dabei der Begriff „Ärzte“. Auch hier denkt die Mehrheit der Personen an Männer und weniger an Frauen. Bei der kritischen Auseinandersetzung mit diskriminierender Sprache geht es um viel mehr als nur das persönliche Be- und Empfinden, auch wenn Gegner:innen der Political Correctness dies gerne so darstellen. Letztendlich geht es um die Möglichkeit der sozialen und politischen Teilhabe, welche in einer Demokratie eine bedeutende Rolle spielt.

Ausgrenzende Sprache ist unbewusst in uns verankert

Diskriminierung ist in unserem Sprachgebrauch zu einer Gewohnheit geworden. Noch heute findet man in vielen Stellenausschreibungen, Pressemitteilungen und anderen Veröffentlichungen ausgrenzende Sprache. Und das nicht absichtlich: Wir sind geprägt von alten Mustern und unbewussten Bezeichnungen, die Diskriminierung fördern.
Dabei ist es nachrangig, ob etwas „nicht so gemeint ist“. Wenn eine Bezeichnung einer benachteiligten Gruppe als verletzend empfunden wird, ist sie es auch. Bei der Ungleichbehandlung einer bestimmten Menschengruppe, sei es aus ethnischen, religiösen oder sexuellen Gründen, handelt es sich um Diskriminierung.

Äußerliche Personenbeschreibungen unterstreichen spezifische Merkmale und führen dazu, Menschen nicht als Individuen wahrzunehmen. So stehen Bezeichnungen beispielsweise für ein Vorurteil, dass mit einer bestimmten und verallgemeinerten Gruppe in Verbindung gebracht wird. Menschen werden so schnell Merkmale zugeordnet, die sich in unsere Gedanken verankern. Dies passiert bewusst, aber auch unbewusst, um sich in der Welt besser orientieren zu können. Das Problematische: Der verallgemeinerte Sprachgebrauch führt zu Empathie-Mangel und fehlender Solidarität.
Beispielsweise wird das Wort „Asylant“ noch immer von einigen Menschen im Alltag genutzt und der Gebrauch verteidigt, obwohl dieser Begriff massiv in der rechtsextremen Szene verwendet wird und stark negativ konnotiert ist.

Aber warum ist es als Unternehmen so wichtig auf nicht-diskriminierende Sprache zu achten?

Sprache ist ein dauerhafter Prozess. Sie verändert sich schon immer und wird es auch in Zukunft tun. Dabei wird sie politisch mitgestaltet. Ein diskriminierungsfreier Sprachgebrauch kann nicht von heute auf morgen erreicht werden. Die Bereitschaft und ein aktiver Lernprozess sind hierfür ausschlaggebend.

Durch eine Unternehmenskommunikation ohne unbewusst rassistische und diskriminierende Sprache nimmt ihr Unternehmen eine wertschätzende Haltung ein und positioniert sich. Jegliche Veröffentlichungen des Unternehmens nehmen Einfluss auf die Sprachwahl der Öffentlichkeit. Das bewusste Anwenden von diskriminierungsfreier Sprache macht Sie attraktiver für bestehende und potenzielle Kundinnen und Kunden sowie Mitarbeitende. Zudem ist die gelebte Diversität in Unternehmen ein unterschätzter Erfolgsfaktor für höheren Profit und Innovationen.

Dos and Dont‘s

Aber wie erreichen Sie eine diskriminierungsfreie Sprache in Ihrem Unternehmen? Das Zentrum für Migration und Arbeitsmarkt (ZEMIGRA) hat eine Arbeitshilfe für Diskriminierungssensible Sprache in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit herausgegeben, indem die Dos and Dont’s für einen sensiblen Sprachgebrauch erläutert werden.

Achten Sie zunächst darauf, dass bei Diversität auch nicht-migrantische Personen miteinbezogen werden. Zudem sollten Sie sich und Ihr Unternehmen selbst hinterfragen und sich Ihrer eigenen Vorurteile, der persönlichen Einstellung und Ihrer Position zum vorherrschenden Diskurs bewusst werden.

Dos

  • Beschreiben Sie Menschen als handelnde Subjekte und nicht als passive Objekte
  • Wenn Sie über Menschen reden, sollten diese bei Möglichkeit selbst zu Wort kommen
  • Werden Sie mit ihrer Kommunikation konkret: Nenne Sie beispielsweise bei kontroversen Themen exakte Zahlen statt diffuser Mengen
  • Überprüfen Sie Ihrer Veröffentlichungen auf korrekte Termini, diskriminierungskritische und vorurteilsfreie Sprache sowie sprachliche Bilder
  • Klären Sie, ob und wie sie Gendern – wenn Sie nicht gendern, kann diese Entscheidung auch öffentlich kommuniziert werden

Dont’s

  • Vermeiden Sie Begriffe mit negativen Assoziationen und Banalisierungen
  • Vermeiden Sie unbeabsichtigte Beschönigungen (Beispiel: „Asylkritiker“)
  • Um Ihre Veröffentlichungen möglichst verständlich zu halten, vermeiden Sie vermeintlich geläufige Abkürzungen. Hier lohnt es sich lieber einen Begriff mehr zu erklären.

Es empfiehlt sich im Unternehmen gemeinsam Leitlinien für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu erarbeiten. Das Ergebnis kann zur Orientierung in hektischen Zeiten genutzt werden und wirkt zudem wie ein schriftliches Bekenntnis für ein wertschätzendes Miteinander.

Fazit

Sprache formt unsere Wirklichkeit. Der bewusste Gebrauch gibt uns jeden Tag die Möglichkeit, diese Wirklichkeit aktiv mitzugestalten. Nutzen Sie die Chance und kommunizieren Sie diskriminierungsfrei, auch wenn der Anfang dabei schwer erscheint. Haben Sie dabei keine Angst vor Fehlern – allein der Versuch unsere Wirklichkeit durch diskriminierungssensible Sprache mitzugestalten wird sich auszahlen.

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zur Autorin

Lara Krampe

Lara Krampe ist PR-Redakteurin in den Teams IT & Telekommunikation und Dienstleistungen bei Sputnik. Die gebürtige Münsteranerin ist ursprünglich Ingenieurin und absolvierte ihren Master in Technik- und Innovationskommunikation an der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg. In ihrer Freizeit kocht und backt sie leidenschaftlich gerne, verbringt Zeit mit Freunden und Familie sowie ihre Wochenenden mit Blumeneinkäufen auf dem Wochenmarkt.