Veröffentlicht am: 2. Oktober 2025Von: Kategorien: Strategie

Während Konzerne bereits Zehntausende Mitarbeitende im Umgang mit KI schulen, reagieren viele mittelständische Unternehmen mit Zurückhaltung. Sie verschieben Projekte, stellen weniger ein, investieren kaum in Weiterbildung und sprechen nicht offen über die Rolle von KI. Auf den ersten Blick wirkt das vernünftig. In Wahrheit verschärft genau diese Haltung den Druck: Ihre Mitarbeitenden sind verunsichert.

Die entscheidende Frage lautet deshalb: Wie gelingt es Ihnen als Geschäftsführer:in im Mittelstand, KI so einzusetzen, dass Sie Ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern und gleichzeitig Fachkräfte binden?

Mismatch am Arbeitsmarkt: Das ungelöste Paradox

Schauen wir uns die Ausgangslage an: Der Fachkräftemangel ist für viele Mittelständler längst Realität. Bewerbungen bleiben aus oder passen nicht zu den Anforderungen. Besonders gefragt sind digitale und KI-bezogene Fähigkeiten und genau hier klafft die größte Lücke.

Laut Deutschlandfunk Nova (Podcast vom 14.08.2025) stehen bundesweit rund 400.000 offene Stellen einem Pool von drei Millionen Arbeitslosen gegenüber. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) beziffert die Fachkräftelücke für 2024 sogar auf über 570.000 qualifizierte Arbeitskräfte, vor allem in Industrie, Bau und verarbeitendem Gewerbe, also in den Kernbranchen des deutschen Mittelstands.

Die Folgen sind konkret und teuer:

  • Vakanzen dauern länger: in Engpassberufen im Schnitt über 140 Tage (Bundesagentur für Arbeit)
  • Rekrutierungskosten steigen: durch wiederholte Ausschreibungen, Personalberatungen oder teure Übergangslösungen
  • Produktivität leidet: fehlende Fachkräfte verzögern Projekte, belasten bestehende Teams und schmälern die Innovationskraft

Gerade Mittelständler können sich weder hohe Leerlaufkosten noch Stellen leisten, die länger unbesetzt sind. Statt zu investieren, hoffen viele, dass KI die Probleme von allein löst. Doch diese Rechnung geht selten auf.

KI und Unsicherheit: Der doppelte Druck

Schauen wir uns deshalb genauer an, welche Auswirkungen der Einsatz von KI auf den Arbeitsmarkt haben wird. Erste Antworten liefert eine Erhebung des ifo-Instituts: 27,1 % der Unternehmen rechnen in den kommenden fünf Jahren mit Stellenabbau durch KI. Nur 5,2 % erwarten zusätzliche Jobs, während rund zwei Drittel keine wesentliche Veränderung sehen.

Diese Skepsis prägt die Personalpolitik: Viele Unternehmen verschieben Neueinstellungen, streichen Weiterbildungen und legen Projekte auf Eis und genau das verunsichert die Mitarbeitenden.

Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung empfinden viele Beschäftigte fehlendes Wissen über KI als Hemmnis und verbinden damit Zukunftsängste. Wenn Unternehmen nicht klar sagen, wie sie KI einsetzen wollen, entsteht ein Vakuum. Die Folge:

  1. Gerüchte ersetzen Fakten
  2. Die Angst vor Stellenabbau nimmt zu
  3. Fachkräfte orientieren sich neu und wechseln im Zweifel zu einem Arbeitgeber, der Klarheit bietet

Gerade in einem Arbeitsmarkt, in dem qualifiziertes Personal ohnehin schwer zu finden ist, können diese Effekte fatale Konsequenzen haben.

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Drei Handlungsfelder für den Mittelstand

Die gute Nachricht: Mittelständler sind diesem Paradox nicht ausgeliefert. Wer die richtigen Stellschrauben dreht, kann nicht nur die eigene Belegschaft stabilisieren, sondern sich auch im Wettbewerb um Talente positiv abheben.

1. Weiterbildung in KI-Skills

KI wird Arbeitsprozesse unausweichlich verändern. Mitarbeitende, die nicht geschult werden, erleben diese Veränderung als Bedrohung. Unternehmen, die investieren, erreichen dagegen dreierlei:

  • Befähigung: Mitarbeitende lernen, neue Tools zu nutzen, statt von ihnen ersetzt zu werden
  • Signalwirkung: Unternehmen senden die Botschaft: „Wir investieren in eure Zukunft.“ Das schafft Vertrauen
  • Effekt: Die Produktivität steigt, weil das Team die neuen Technologien sicher anwendet

Große Unternehmen machen es vor:

  • Bosch hat eine eigene „AI Academy“ aufgebaut und bereits über 65.000 Mitarbeitende im Umgang mit KI geschult. Das Programm reicht von Grundlagenkursen bis zu spezialisierten Trainings für Software- und Datenexpert:innen.
  • Siemens setzt auf digitale Lernplattformen wie Coursera, um Mitarbeitenden weltweit Zugang zu Weiterbildungen in KI, Data Analytics und Leadership zu ermöglichen. Dabei geht es nicht nur um Technik, sondern auch um „Learning Agility“, also die Fähigkeit, ständig neu zu lernen, zu verlernen und wieder zu lernen

Für Mittelständler heißt das: Weiterbildung muss nicht den Umfang eines Konzerns haben, aber ohne ein klares Programm für digitale Kompetenzen verlieren sie den Anschluss.

2. Offene Kommunikation über KI

Schweigen ist toxisch. Wenn nicht klar kommuniziert wird, wie KI im Unternehmen eingesetzt werden soll, verbreiten sich Ängste und Gerüchte. Führungskräfte müssen transparent darlegen:

  • Welche Aufgaben künftig durch KI unterstützt werden
  • Welche Chancen dadurch entstehen
  • Wie sich die Rollen der Mitarbeitenden entwickeln

Das verändert die Perspektive: KI wird nicht mehr als Bedrohung erlebt, sondern als Unterstützung, die Routinen abnimmt und Raum für anspruchsvollere Tätigkeiten schafft.

3. Employer Branding mit Substanz

Viele Arbeitgeber werben mit Benefits, die austauschbar wirken: Obstkörbe, Homeoffice, ein Firmenwagen. Das überzeugt kaum jemanden mehr. In einem verunsicherten Markt zählen zwei Dinge: Sicherheit und Entwicklung.

Employer Branding muss zeigen: „Hier habt ihr Zukunft.“ Wer das sichtbar macht, gewinnt doppelt: Zum einen, weil bestehende Mitarbeitende bleiben und zum anderen erkennen Bewerber:innen, dass es um mehr geht als um oberflächliche Benefits.

Fazit: Abwarten ist die teuerste Option

Für den Mittelstand gilt: Zögern ist keine Lösung. Wer heute aus Unsicherheit bremst, zahlt morgen drauf – durch steigende Rekrutierungskosten, längere Vakanzen, sinkende Produktivität und den Verlust wertvoller Fachkräfte.

Die Alternative liegt auf der Hand: Investieren Sie in Weiterbildung, sprechen Sie offen über KI und was diese verändern wird und richten Sie Ihr Employer Branding auf die Themen Sicherheit und Entwicklung aus.

Mittelständler, die diese Schritte ernst nehmen, verschaffen sich einen klaren Vorsprung und sichern ihre Wettbewerbsfähigkeit.

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zum Autor

Julius Brockmann

Julius Brockmann verantwortet die Unternehmenskommunikation bei Sputnik und begleitet als Volo-Betreuer den PR-Nachwuchs der Agentur. Er berät Kunden zu Positionierung, Sichtbarkeit und strategischer Kommunikation. Mit einem Studium der Medien- und Politikwissenschaft an der FAU Erlangen-Nürnberg bringt er ein fundiertes Verständnis für gesellschaftliche Dynamiken und mediale Wirkmechanismen mit. Seine Wurzeln liegen im Journalismus: Seit dem Studium schreibt er für regionale Tageszeitungen und Fachmedien. Privat betreibt er den Blog www.ruhrwohl.de zu den Themen Food, Interior und Reise.