Veröffentlicht am: 26. Mai 2025Von: Kategorien: PR

Die neue Studie zur „Glaubwürdigkeit der Medien 2025“ liefert Signale und wichtige Erkenntnisse für alle, die Kommunikation professionell gestalten: Unternehmen, Behörden, Agenturen. In Zeiten multipler Krisen, digitaler Desinformation und wachsender Polarisierung zeigt sich: Medienvertrauen ist nicht nur eine gesellschaftliche Frage, sondern ein Erfolgsfaktor auch für Ihre Public Relations.

Im Folgenden analysieren wir die zentralen Ergebnisse der Studie aus PR-Perspektive.

Klassische Medien behalten ihre Schlüsselrolle für Vertrauen

Laut Studie halten 61 Prozent der Befragten Informationen in deutschen Medien für glaubwürdig. Das ist ein Plus von 5  Prozentpunkten. An der Spitze: öffentlich-rechtlicher Rundfunk und seriöse Printtitel wie Tageszeitungen und Verbrauchermedien. Private Medienformate und Social-Media-Plattformen schneiden dagegen deutlich schwächer ab.

Für PR bedeutet das:

  • Pressearbeit ist insbesondere bei komplexen oder gesellschaftlich sensiblen Themen weiterhin ein zentraler Kanal zur Vertrauensbildung.
  • Öffentlich-rechtliche Formate, Fachpresse und Qualitätszeitungen bleiben nicht nur im B2B-Bereich wichtige Multiplikatoren.
  • Glaubwürdigkeit entsteht dort, wo professionelle redaktionelle Prozesse Inhalte prüfen, einordnen und vermitteln.

Konsequenz: Wer nur auf Reichweite setzt und PR durch Social-Media-Content ersetzt, riskiert einen Imageverlust. Glaubwürdigkeit bleibt die stärkere Währung.

Social Media: Reichweite ja, Vertrauen nein

Instagram, TikTok, Facebook und Co. sind integrale Bestandteile moderner Kommunikation. Ihr Vertrauensindex ist jedoch besorgniserregend niedrig. Besonders bei Plattformen mit hohem Unterhaltungswert sinkt die Glaubwürdigkeit auf einstellige Prozentwerte.

Für PR bedeutet das:

  • Social Media ist ein Reichweitenmotor und kein Vertrauensanker.
  • Markenkommunikation sollte Social Media eher als ergänzenden Kanal nutzen, flankierend zu hochwertigen Inhalten auf vertrauenswürdigen Plattformen.
  • Vertrauen entsteht über Expertise, Haltung und Authentizität und nicht über Likes.

Tipp: PR-Arbeit muss mehr sein als Content-Marketing. Storytelling allein reicht nicht aus. Es braucht Substanz und glaubwürdige Absender.

Glaubwürdigkeit ist politisch – und sozial aufgeladen

Die Studie zeigt deutlich: Das Vertrauen in die Medien hängt stark vom politischen Weltbild ab. Während Anhänger:innen von Grünen, SPD oder CDU den Medien weitgehend vertrauen, zeigen sich bei AfD- oder BSW-Wählenden große Skepsis. Auch der Bildungshintergrund und die Medienkompetenz spielen eine entscheidende Rolle.

Für PR bedeutet das:

  • Wer in polarisierte Milieus kommuniziert (etwa in Politik, Gesundheitskommunikation oder gesellschaftlichen Debatten), muss besonders sensibel agieren.
  • Eine pauschale Medienstrategie funktioniert nicht mehr. Die Zielgruppen brauchen differenzierte Ansprache, passende Kanäle und kontextgerechte Tonalität.
  • PR sollte sich an Zielgruppenbedürfnissen und Mediennutzungsverhalten orientieren und nicht an der eigenen Sendelogik.

Fazit: Glaubwürdigkeit ist keine universelle Konstante mehr, sondern ein strategisch zu pflegendes Gut.

Öffentlich-rechtliche Medien: wichtig, aber unter Druck

Zwei Drittel der Befragten halten den öffentlich-rechtlichen Rundfunk für unverzichtbar. Gleichzeitig aber sagen 27 Prozent, er sei verzichtbar – besonders in Ostdeutschland und bei Jüngeren ist das Vertrauen brüchiger.

Für PR bedeutet das:

  • Earned Media bleibt relevant, aber sollte nicht der einzige Pfeiler sein.
  • Eigene Kanäle wie die Website, Newsletter, Corporate Podcasts oder Corporate Influencer gewinnen an strategischer Bedeutung.
  • Wer unabhängiger von redaktionellen Filtern werden will, braucht eine starke Owned-Media-Strategie mit redaktionellem Anspruch.

Empfehlung: Der Dreiklang aus Earned, Owned und Shared Media muss neu austariert werden und klaren Fokus auf Vertrauen und Nutzwert legen.

Die Medienlandschaft wird wieder anspruchsvoller

83 Prozent der Befragten bewerten das Medienangebot als gut oder sehr gut. Das ist so positiv wie nie zuvor und spricht für eine wachsende Medienkompetenz und kritischere Auswahl.

Für PR bedeutet das:

  • Die Ansprüche an Inhalte steigen. Generische Phrasen, KI-generierte Floskeln und oberflächlicher Werbesprech fallen durch.
  • Erfolgreiche PR erfordert wieder stärker journalistische Prinzipien: klare Recherche, nachvollziehbare Quellen und Relevanz.
  • Guter Content braucht ein durchdachtes Narrativ und nicht nur eine hübsche Verpackung.

Kurz gesagt: Wer überzeugen will, muss liefern. In Substanz, Ton und Haltung.

Fünf strategische Learnings für die PR 2025

  1. Pressearbeit bleibt relevant. Qualitätstitel und öffentlich-rechtliche Medien sind unverzichtbare Kanäle für Vertrauensaufbau.
  2. Eigene Medien stärken. Glaubwürdigkeit muss auch auf Website, Blog, LinkedIn & Co. nachvollziehbar und konsistent erlebbar sein.
  3. Zielgruppen kennen heißt Kanäle kennen. Wer das Medienverhalten seiner Zielgruppen nicht versteht, kommuniziert ins Leere.
  4. Reputation ist kein Luxus. Gerade im B2B oder öffentlichen Sektor ist sie wieder ein Wettbewerbsvorteil.
  5. Haltung, Transparenz und journalistische Qualität sind das neue Must-have, besonders in Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung.

Die Studie „Glaubwürdigkeit der Medien 2025“ macht deutlich: Vertrauen entsteht nicht automatisch. Es ist das Ergebnis kluger, strategischer und medienbewusster Kommunikation. Für Unternehmen und Agenturen ist das eine gute Nachricht: Gute PR wirkt. Man muss sie nur ernst nehmen.

Die hier analysierten Ergebnisse stammen aus der repräsentativen Studie „Glaubwürdigkeit der Medien 2025“, die der WDR in Auftrag gegeben und Infratest dimap im April 2025 durchgeführt hat. Befragt wurden 1.329 Wahlberechtigte in Deutschland – zum siebten Mal seit 2015.

Beitrag teilen

zum Autor

Julius Brockmann

Julius Brockmann ist PR-Berater bei Sputnik. Er leitet die Unternehmenskommunikation und ist Volo-Betreuer. Vor seiner Zeit in der PR-Branche studierte er Medien und Politik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Seit Anfang seines Studiums arbeitet er als freier Mitarbeiter für regionale Tageszeitungen sowie Special-Interest-Titel. Privat betreibt er den Blog www.ruhrwohl.de zu den Themen Food, Interior und Reise.