Veröffentlicht am: 27. Juli 2017Von: Kategorien: Film & Foto

Es muss ja nicht gleich eine Foto-Ikone wie das Bild von Willy Brandts Kniefall in Warschau oder das des Napalm-Mädchen aus dem Vietnamkrieg sein – aber ein ordentliches Foto gehört auch in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit dazu. WAZ-Bildredakteur Andreas Mangen hat uns in der Akademie einen Tag lang noch einmal das wichtigste zum Thema Fotografie erklärt. Diese acht Tipps für „das bessere Bild“ haben wir uns notiert.

  1. Aufbau/Symmetrie: Das Motiv gefällt, der Hintergrund ist gut gewählt, Belichtung und Schärfe stimmen auch – aber irgendwie ist das Bild noch nicht perfekt. Vielleicht liegt es am Bildaufbau. Eine zentrale Position des Hauptmotivs wirkt oft langweilig, gleiches passiert bei einem mittigen Horizont. Verschiebt man ihn nach unten, erhält das Bild direkt mehr Weitenwirkung, ein hoher Horizont wirkt dagegen schwer auf der Landschaft. Goldene Regel zur Bildkomposition ist die „Drittel-Regel“: Das Bild wird durch je zwei horizontale und vertikale Linien geteilt und so in neun gleiche Teile getrennt. Wird das Hauptmotiv an den Schnittpunkten oder entlang der gedachten Linien platziert, wirkt das Bild harmonischer. Um Spannung aufzubauen, kann die Regel auch bewusst gebrochen werden. Wunderbar experimentieren lässt sich mit Hoch- und Querformat.
  2. Reduktion der Bildelemente: Weniger ist manchmal mehr. Bei der Scheckübergabe sind nicht nur die beiden Hauptpersonen, sondern auch noch das große Blumenarrangement im Hintergrund, die Tür zur Toilette, das Poster vom letzten Sommerfest und die Kisten mit den Wasserflaschen zu sehen. Hat aber alles nichts mit dem Bild und seiner Botschaft zu tun. Also weg damit und eine ruhigere Umgebung suchen.
  3. Rahmenbildung – DWD („durch was durch“): Gemeint ist die Fotografie durch ein Element, das das Hauptmotiv umrandet und ihm somit mehr Gewicht verleiht. Die aktive Suche nach einem passenden „Rahmen“ für ein Motiv lohnt sich oft – und die Umgebung bietet zahllose Möglichkeiten: Fenster, Torbögen, Pflanzen, Mauerloch, Hände, Flaschen, Blätterdach oder Schatten. Die Form darf ungleichmäßig sein und der Rahmen – ob scharf oder unscharf – muss das Motiv auch nicht komplett umschließen. Rahmen können auch störende Objekte ausblenden oder verdecken.
  4. Perspektive: Alles eines Frage des Standpunktes! Es ist erstaunlich, was schon ein paar Schritte nach links oder rechts, Hinknien oder Hochklettern alles verändern können. Das Bild des Firmenchefs aus gleicher Höhe fotografiert wirkt ganz anders als der Blick aus der Froschperspektive. Auch der Bildhintergrund verändert sich durch einen anderen Standpunkt des Fotografen ganz schnell.
  5. Dynamik: Der Moment ist wie immer entscheidend. Wo sich nichts bewegt, kann auch keine Dynamik entstehen. Also gilt es zunächst, im richtigen Augenblick den Auslöser zu drücken. Je schneller die Bewegung, desto wichtiger ist zudem das Spiel mit der Kameratechnik: Bewegung lässt sich zum einen durch gezielte Unschärfe vermitteln. Oder aber die Bewegung wird mit kurzer Belichtungszeit eingefroren und damit nur ein ganz bestimmter Moment festgehalten.
  6. Nähe: Dabei sein ist alles. Und je näher das Motiv an den Betrachter heranrückt, desto mehr Stimmungen und Emotionen werden transportiert. Da kann ein bestimmtes Detail für einen ganz anderen Eindruck sorgen. Das Ausprobieren mit Tele und Weitwinkel lohnt sich in jedem Fall. Und manchmal ist es ja vielleicht auch die Distanz, die man vermitteln will.
  7. Schnitt: Sechs Menschen – aber keine Füße. Was nie da war, lässt sich hinterher leider auch nicht mehr hinzufügen. Anders herum geht es natürlich immer und mit dem einen oder anderen Schnitt lässt sich mit einem Bild eine ganz andere Wirkung erzielen. Wird der Kopf eines Menschen zum Beispiel am Haaransatz abgeschnitten, wirkt die Stirn meist höher. Deshalb lieber oben mehr Platz lassen oder den Schnitt gleich kurz oberhalb der Augenbrauen setzen.
  8. Lesbarkeit: Wer möchte, dass sein Foto auch überall gesehen wird, muss für seine Lesbarkeit sorgen. Das heißt: Möglichst unter gängigen Formaten speichern. Im RAW-Format („nicht bearbeitet“) lässt sich ein Bild zwar nachträglich besser bearbeiten, wesentlich verbreiteter ist aber zum Beispiel das JPEG-Format. Darin werden gleich bei der Speicherung die Dateimenge reduziert und überflüssige Informationen gelöscht. Schließlich gehört auch die konkrete und sinnvolle Benennung eines Bildes zur guten Lesbarkeit.

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