Veröffentlicht am: 25. Mai 2017Von: Kategorien: Content Marketing

Seit Jahren empfehlen Kommunikationsberater Unternehmen vor allem eins: Bloggen Sie! Egal ob internationaler Konzern oder Hundewaschsalon, alle pflegen mindestens einen Corporate Blog. Doch brauchen wir all diesen Content? Interessiert es wirklich irgendwen, was der CEO eines Baustoffproduzenten über den neuen Trockenmörtel denkt und wie er den Markt für Schnellzement in zehn Jahren sieht? Oder noch besser: Welche Entspannungsübungen er dem mittleren Management empfiehlt?

Ganz ehrlich, vermutlich interessiert das die allermeisten Menschen im Internet nicht. Und dennoch wird es von Beratern und selbsternannten Kommunikationsexperten immer wieder propagiert. Warum eigentlich? Vermutlich, weil das meiste nicht nur für Mensch, sondern auch Maschine geschrieben ist. Wer digital sichtbar sein will, kommt an Google eben nicht vorbei. Und Google, auch das weiß jeder, mag frischen, optimierten Content. Content-Management-Systeme sind aus diesem Grund oft so aufgebaut, dass sie SEO gleich mitdenken.

Die Flut an Corporate Blogs

Zudem, und da müssen wir auch ganz ehrlich sein, kommt es den meisten Textern und Gestaltern irgendwie ganz gelegen, dass ein Blog von immer neuen Inhalten lebt. Statt wie eine Website alle paar Jahre mal Design und Content zu relaunchen, muss ein Blog eben am besten wöchentlich gefüllt werden.

„Haben Sie schon einmal über einen Corporate Blog nachgedacht?“ ist daher eine Frage, die jeder Marketingverantwortliche oder Firmenchef in den vergangenen fünf Jahren mal gehört haben wird. Natürlich gibt es neben der Suchmaschinenoptimierung zahlreiche andere mehr oder weniger wichtige Gründe für den Corporate Blog, zum Beispiel:

  • Kompetenz und Wissen vermitteln
  • Wichtiges Argument schlechthin: Der Wettbewerber bloggt und erhält viele Likes bei Facebook für seine Artikel
  • Dem „anonymen“ Unternehmen ein Gesicht geben
  • Um sich besser digital zu vernetzen
  • Inhalte platzieren, die sonst niemand so veröffentlichen würde
  • Dokumentation wichtiger Ereignisse aus subjektiver Sicht
  • Mitarbeiterbindung

Kommen wir aber zurück zur Ausgangsfrage: Brauche ich als Unternehmen, das Hundeleckerlis herstellt und vertreibt, also auf jeden Fall einen Blog? Diese Frage würde ich nicht unbedingt mit „Ja“ beantworten. Denn einen Blog zu betreiben, erfordert nicht nur ein hohes zeitliches Invest, er kann auch zu einer teuren Fehlinvestition werden, wenn man nicht richtig davon überzeugt ist.

Strategisch kommunizieren und evaluieren

Sicherlich haben Blogs ihre Berechtigung und für viele Unternehmen mögen sie sehr sinnvoll sein, es empfiehlt sich aber, im Vorfeld genau zu prüfen, wie viel Zeit und Budget man für die Erstellung von Inhalten aufbringen kann und möchte.

Ein paar Fragen, die dabei hilfreich sein können:

  • Habe ich das nötige Know-how, um einen Blog zu betreiben? Technisch, inhaltlich und rechtlich? Oder benötige ich externe Hilfe? Wenn ja, von wem? Textern, einem PR-Berater? Einer Agentur?
  • Habe ich Mitarbeitende, die daran Spaß hätten und auch zeitliche Kapazitäten? Der Faktor Spaß, im Berufsleben meist nicht allzu hoch gehängt, ist hier nicht zu unterschätzen. Es kann zermürbend sein, wenn Sie als Chef einem Mitarbeiter diese Aufgabe übertragen, derjenige aber weder gut schreiben kann, noch Lust dazu hat, längere Texte zu erstellen. Er wird Sie nach wenigen Wochen hassen.
  • Welche Kommunikationskanäle sind bereits etabliert? Facebook? Twitter? Klassische PR für Standort- und Fachmedien? Flyer, Handzettel, Tag der offenen Tür, Messen? Ein Blog sollte nicht losgelöst von alldem sein, sondern bestenfalls Dinge aufgreifen und fortführen. Wenn Sie für Facebook schon keine Zeit haben, wie soll es dann erst mit einem Blog werden?

Welche Maßnahmen außer einem Blog sind sinnvoll?

Letztlich ist es am wichtigsten, nicht planlos einen Blog aufzusetzen, weil man (oder der Konkurrent) es eben macht. Viel eher sollten Sie sich die Unternehmens- und Kommunikationsziele ins Gedächtnis rufen. Ihre Dialog- oder Zielgruppen lassen sich vielleicht kostengünstiger oder besser mit anderen Mitteln ansprechen. Und sollten Sie in der komfortablen Lage sein, dass Suchmaschinenoptimierung für Sie nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt, ist ein Blog nicht immer die erste Wahl.

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zum Autor

Julius Brockmann

Julius Brockmann ist PR-Berater. Er leitet die Unternehmenskommunikation bei Sputnik und ist Volo-Betreuer. Vor seiner Zeit in der PR-Branche studierte er Medien und Politik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Seit Anfang seines Studiums arbeitet er als freier Mitarbeiter für regionale Tageszeitungen sowie Special-Interest-Titel. Privat betreibt er den Blog www.ruhrwohl.de zu den Themen Food, Interior und Reise.