Veröffentlicht am: 21. Februar 2023Von: Kategorien: PR, Social Media

Blog-Texte erstellen, E-Mails schreiben und sogar programmieren: Der auf Künstlicher Intelligenz (KI) beruhende Chatbot ChatGPT sorgt seit Wochen für Aufsehen. Noch nie war ein Programm so gut darin, menschenähnliche Konversationen zu generieren. Wir zeigen, wofür das Programm genutzt werden kann und welche Gefahren ChatGPT mit sich bringt.

Was ist ChatGPT?

ChatGPT ist ein von OpenAI entwickeltes Tool zur Text-Generierung. OpenAI bezeichnet sich selbst als gemeinnützige künstliche Intelligenz-Forschungsorganisation. Gegründet wurde sie 2015 von Wissenschaftler:innen und Unternehmen. Die erste Version des Programms wurde 2018 gelauncht, seit November 2022 ist ein Prototyp online, den wir uns für diesen Blogbeitrag näher angesehen haben. 

Jobs mit KI-Unterstützung werden zunehmen.

Um zu zeigen, wie mächtig das Tool bereits jetzt in einer Prototyp-Version ist, haben wir die Frage, was ChatGPT ist, dem Tool selbst gestellt. Zusätzlich gaben wir dem Chatbot einige Hinweise zur Zielgruppe. So sollte es seine Antwort einmal in einfacher Sprache, einmal für einen Menschen aus der IT-Branche und einmal für eine Person erstellen, die im Marketing arbeitet.

Die Ergebnisse sind verblüffend. So gibt der Bot in einer einfachen Sprache eine Definition, die auch für Menschen verständlich ist, die wenig technikaffin sind:

„ChatGPT ist ein Computerprogramm, das in der Lage ist, auf natürliche Sprache zu antworten. Es wurde mit einer großen Menge an Texten trainiert, um die Art und Weise zu verstehen, wie Menschen schreiben und sprechen. (…) Es ist eine Art künstliche Intelligenz.“

Zielgruppenspezifische Antworten

In der Antwort auf die gleiche Frage, mit dem Hinweis, dass die Person einen IT-Hintergrund hat, schreibt der Bot: „ChatGPT ist ein pre-trainiertes Language-Modell, das auf der Transformer-Architektur basiert und von OpenAI entwickelt wurde.“ Zusätzlich gibt die KI Hinweise, wie Programmierer:innen die Software nutzen können: „Als Programmierer können Sie ChatGPT in Ihre Anwendungen integrieren, indem Sie die API von OpenAI nutzen und die Ergebnisse des Modells in Ihren Code einbinden. (…) ChatGPT ist in verschiedenen Programmiersprachen wie Python und Java verfügbar und kann sowohl auf dem Server als auch auf dem Endgerät ausgeführt werden.“

ChatGPT fürs Marketing

Informationen, die für ITler relevant sind, fallen in der Antwort für die Marketing-Abteilung weg und werden durch Hinweise ergänzt, die den Berufsalltag von Texter:innen und Online-Expert:innen berühren:

„Es kann verwendet werden, um automatisch Texte zu generieren, zusammenzufassen, zu vervollständigen und auf Fragen zu antworten. (…) Es kann auch verwendet werden, um automatisch Inhalte zu generieren, die auf bestimmte Keywords oder Themen ausgerichtet sind, was es Unternehmen erleichtern kann, ihre Online-Präsenz zu stärken und ihre Reichweite zu erhöhen.“

ChatGPT traut sich hier viel zu, fehlt es ihm doch an jeglicher Emotion oder sprachlicher Kreativität. Selbst manch für einen Experten sehr offensichtliche Fehler gibt die KI als Wahrheit aus, wenn es ihr Datensatz so will. Dennoch hat ChatGPT zusammengefasst viele nützliche Einsatzzwecke:

Nutzen von ChatGPT

  1. ChatGPT ist in der Lage, menschenähnliche Antworten zu formulieren. Für alle, die mit Sprache arbeiten, kann das Programm so Inspiration für Texte sein oder diese vorformulieren. Darüber hinaus erstellt ChatGPT auf Wunsch sinnvolle Gliederungen und Zwischenüberschriften.
  2. Die Anwendungsgebiete sind vielfältig und da hier kein Mensch antwortet, ist die Software theoretisch rund um die Uhr, also 24/7 verfügbar.
  3. ChatGPT kann Unternehmen dabei unterstützen, Kundenanfragen zu beantworten und große Datenmengen zu verarbeiten. In Zeiten des Fachkräftemangels ein enormer Vorteil. Die bisherigen Chatbots stoßen bei komplexen Fragestellungen und individuellen Anfragen schnell an ihre Grenzen.
  4. Der Chatbot passt sich, wie das Beispiel oben zeigt, seinem Gegenüber an. Dazu muss nicht wie in unserem Fall ein spezieller Hinweis erfolgen. Anhand der eingegebenen Sprache, Satzstellung und Interpunktion schließt ChatGPT auf den User und gibt individuelle Antworten. Das erhöht die Zufriedenheit bei demjenigen, der das Programm nutzt.
  5. Die KI berücksichtigt auch den Kontext. Etwas, das bislang oft fehlte und andere Text-KIs in unseren Tests nur bedingt bewerkstelligen konnten.
  6. ChatGPT kann bereits jetzt viele Sprachen sprechen. Trainiert wurde die KI auf Englisch. Aber auch Anfragen auf Deutsch, Chinesisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Russisch oder Japanisch sind möglich.

Mögliche Einsatzgebiete

Die vielen Vorteile der KI können in vielen Branchen und Tätigkeitsfeldern genutzt werden.

  1. Als virtueller Assistent: Gerade für einfache Aufgaben und die Beantwortung von Fragen.
  2. Als Chatbot: Für den Kundensupport und die Buchung von Dienstleistungen eignet sich die KI hervorragend.
  3. Zur Content-Generierung: ChatGPT ist bereits jetzt in der Lage ganze Blog-Beiträge, Social-Media-Texte und Websiteinhalte zu liefern.
  4. Als Übersetzer: Bereits heute funktionieren automatische Übersetzungen, wie Google oder DeepL sie anbieten, zufriedenstellend. ChatGPT scheint Texte noch besser zu verstehen und sie so zu übersetzen, dass auch Native Speaker den Unterschied zu einer professionellen (durch Menschen) verfassten Übersetzung nicht bemerken.
  5. Um Dinge zusammenzufassen: ChatGPT ist in der Lage, Texte zu vervollständigen oder die wesentlichen Inhalte eines langen Textes in ein Abstract zu überführen.

Doch neben all den Vorteilen und den möglichen Einsatzgebieten der KI-basierten Technik gibt es auch jede Menge Nachteile. Ganz allgemein und wie bei jeder neuen Technologie, sind das zum Beispiel ethische Fragen, die beantwortet werden müssen.

Nachteile von ChatGPT

  1. Datenqualität: Die KI ist nicht in der Lage, zu beurteilen, wie gut die Texte und Daten sind, mit der sie trainiert wurde. Fehler können so repliziert werden. Nicht alles, was ChatGPT als Wahrheit ausgibt, ist wahr. Es fehlt jede Prüfinstanz.
  2. Verzerrungen: Die Antworten des Programms können unvollständig sein und Gruppen von Menschen benachteiligen. Diese Verzerrungen kann die KI zunächst nicht erkennen. Das heißt, Vorurteile gegenüber Minderheiten oder anderen Meinungen können verstärkt werden.
  3. Abhängigkeiten: Wer sich zu stark auf die Technik verlässt, wird abhängig davon und verlernt möglicherweise Fähigkeiten. Bestes Beispiel dafür ist die Unfähigkeit vieler Menschen ohne Navi den Weg zu finden.
  4. Emotionen: Da ChatGPT eine Maschine ist, kann es auf menschliche Emotionen nicht reagieren und gibt möglicherweise verletzende oder unpassende Antworten.
  5. Kreativität: Das Spiel mit der Sprache beherrscht ChatGPT bislang nicht. Humorvolle Texte oder Prosa kann man vom Bot nicht erwarten.
  6. Datenschutz: ChatGPT greift, umso mehr es genutzt wird, massiv in die Lebenswirklichkeit der Menschen ein, sammelt Daten und kann natürlich mit diesen Daten Nutzerprofile erstellen, die Menschen angreifbar machen.
  7. Ressourcen: Um die KI zu trainieren und jederzeit für viele Menschen nutzbar zu machen, werden enorme Rechenkapazitäten benötigt.
  8. Quellen: Aktuell gibt ChatGPT nicht an, woher der Dienst die Infos hat. Quellenangaben, wie sie in wissenschaftlichen Artikeln Standard sind und auch in journalistischen Texten häufig vorkommen, fehlen.

Ersetzt ChatGPT den Menschen?

Dies führt unweigerlich zur Frage, ob ChatGPT das Potenzial hat, den Menschen zu ersetzen. Gerade einfachste Textaufgaben müssen nicht mehr von Menschen erledigt werden, die Prüfung der Texte muss aber weiter durch den Menschen erfolgen, wodurch sich nicht immer eine Zeitersparnis ergibt. Auch mit Übersetzungen wird in Zukunft weniger Geld zu verdienen sein. Schon heute verzichten Unternehmen oft darauf, professionelle Büros zu beauftragen, da die automatischen Übersetzungen immer besser werden.

Neues Tool, alte Diskussion

Das kann man schlimm finden, ist aber historisch gesehen nichts Neues. Schon immer wandelten sich Berufsfelder und verschwanden Jobs ganz, wenn fortschrittliche Techniken in der Breite eingesetzt wurden. Und schon immer kam an dieser Stelle das Argument, dass die freigewordenen Kapazitäten dann für andere, sinnvollere Dinge genutzt werden können.

Darüber hinaus wird ChatGPT auch in absehbarer Zeit Jobs in der Marketingbranche und der Unternehmenskommunikation nicht ersetzen können. Das liegt zum einen daran, dass diese nicht aus reinem Handwerk bestehen, sondern auch immer eine Kreativleistung beinhalten.

Zum anderen sind zahlreiche Aufgaben in der PR und im Marketing so komplex und in Abhängigkeit von anderen Menschen zu erbringen, dass eine KI allenfalls unterstützend tätig werden kann. Die Fähigkeiten und Erfahrungen von professionellen Texter:innen und Berater:innen sind somit auch in Zukunft unerlässlich.

Nutzungsrechte und Duplicate Content

Aktuell ist es fraglich, wie der Content, den ChatGPT generiert, genutzt werden darf. Bislang kann sich jede und jeder kostenfrei registrieren und Anfragen an den Chatbot stellen. Erste Schulen verbieten allerdings die Nutzung von ChatGPT. Vermutlich werden weitere Bereiche und Branchen die Nutzung reglementieren.

Ungeklärt ist auch die Frage, wie die Nutzungs- und Lizenzbedingungen aussehen. Der Dienst selbst antwortet auf die Frage ausweichend. Mittlerweile ist auch eine Bezahlversion von ChatGPT gelauncht. Einer kommerziellen Nutzung steht damit nichts mehr im Weg.

Was aber, wenn ChatGPT Markenrechte verletzt oder Teile der Antwort nicht frei von Urheberrechten sind? Da bislang keinerlei Quellenangabe erfolgt, muss zumindest sorgfältig geprüft werden, ob der generierte Content 1:1 übernommen werden kann. Gerade bei längeren Texten sollte der User zudem sicherstellen, dass kein Duplicate Content vorliegt.  

Fazit

ChatGPT ist ein starkes Tool, das sehr gut menschenähnliche Kommunikation generiert. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Kein Wunder also, dass das Medienecho groß ist. Wohin sich der Dienst entwickelt, ist ungewiss. Microsoft hat bereits bekanntgegeben, eine milliardenschwere Summe in die Software zu investieren. Die KI hat auf jeden Fall das Zeug, die Gesellschaft, und wie wir Informationen suchen und aufbereiten, grundlegend zu verändern.

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zum Autor

Julius Brockmann

Julius Brockmann ist PR-Berater. Er leitet die Unternehmenskommunikation bei Sputnik und ist Volo-Betreuer. Vor seiner Zeit in der PR-Branche studierte er Medien und Politik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Seit Anfang seines Studiums arbeitet er als freier Mitarbeiter für regionale Tageszeitungen sowie Special-Interest-Titel. Privat betreibt er den Blog www.ruhrwohl.de zu den Themen Food, Interior und Reise.